Der Lausitzer Glasermeister und Kammerpräsident Kurt Gulben zeichnete Geschäftspost "mit handwerklichem Gruß!" So umging er unverdächtig politische Floskeln des Zeitgeistes - und er setzte ein kleines, feines und doch nicht zu übersehendes Zeichen. Er bediente in kargen Zeiten den Handwerkerstolz, grade weil eifernde Politik mit Skepsis auf die Meister und Gesellen schaute. Das private, eigentlich "kapitalistische" Segment der Planwirtschaft sollte wenigstens kollektiviert werden.
Die Autoren beschreiben in diesem Buch den Weg des ostdeutschen Handwerks am Beispiel des Cottbuser, später südbrandenburgischen Kammerbezirks. Aus Akten, hunderten Bilddokumenten und vor allem Interviews mit Zeitzeugen vermitteln sie ein lebendiges Porträt des Handwerks und seiner Körperschaft. Als die Zeit reif war für marktwirtschaftliche Chancen, forderten die Handwerker zuerst die Einheit und dann Änderungen in Lohn-, Preis- und Steuerpolitik. Die Handwerkskammer stellte sich ihren längst nicht mehr gewohnten Aufgaben, und die Unternehmen suchten ihr Glück in der Freiheit. Viele fanden es, manche zerbrachen. Gültig blieb, wie vor 50 Jahren: Nicht klagen, Vertrauen setzen in das eigene Können.