So mancher in einem Volk hat seine Vorurteile. Vor allem, wenn es für ihn so aussieht, als ob er ungestraft ausagieren kann, was da in ihm drängt, geschützt durch ein im Volke gar gekochtes Feind- und Schuldigenbild. Und so mancher in einem Volk hat seine zu Sprichwörtern geronnenen Erfahrungen. Es scheint fast so, als ob jedes Volk ein anderes Volk braucht, das dümmer ist. So wie die Spanier dümmer sind als die Argentinier, die Belgier dümmer als die Franzosen, sind die Deutschen natürlich dümmer als die Polen. Und umgedreht.
Die Kinder und Jugendlichen machen ihre eigenen Erfahrungen auf jeder Seite. Natürlich hat jeder seine deutsch-polnische Geschichte im Hinterkopf. Jeder aus seiner Familie, besonders hier.
Aus diesen tiefen Gräben des alltäglich Erlebten und Gehörten auf beiden Seiten der Grenze kommen die Kinder in die Turmvilla. Beäugen sich, sind neugierig und sehen ein deutsch-polnisches Team, das zusammen mit ihnen arbeitet.
Diese im historischen Vergleich in Momenten vielleicht märchenhaft zu nennende Gegenwart zu stärken - gegen die Übermacht der Vergangenheit - ist die Aufgabe, der sich Anett Quint und Wojtek Staniewski angenommen haben.
In diesem Buch wird die Geschichte der Internationalen Jugend- und Gemeinwesenarbeit hautnah aus den Bedingungen und Motiven in einer Grenzstadt erzählt.